Beispiele aus dem Alltag
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Adrian möchte in eine Selbsthilfegruppe gehen, in der sich sozial ängstliche Menschen austauschen. In seiner Stadt findet er sogar eine Gruppe. Per eMail tritt er in Kontakt. Am Tag des Treffens ist er sehr aufgeregt. Auf dem Weg zum Selbsthilfebüro denkt er sich "Ich passe bestimmt nicht in die Gruppe, die Anderen werden mich seltsam finden." Er bekommt ein flaues Gefühl im Magen und entschließt sich umzudrehen, nicht in die Gruppe zu gehen. Zu Hause ärgert er sich über sich selber und seine verpasste Chance. Beim zweiten Versuch geht er in der Gruppe, er zittert und schwitzt, bekommt einen roten Kopf, als er den Gruppenraum betritt. Er lernt dort nette Menschen kennen und wundert sich, warum er im Vorfeld soviel Angst hatte.
Babette traut sich nicht "NEIN" zu sagen. Deshalb bürden ihr die Arbeitskollegen alle möglichen Tätigkeiten auf, die unangenehm sind. Sie ist nach ihrer Arbeit völlig erschöpft und ärgert sich, dass sie sich mal wieder hat ausnutzen lassen. Aus Angst traut sie sich nicht abzugrenzen. Sie möchte es allen Recht machen.
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Cäsar muss einen Vortrag über den Gallischen Krieg im Rahmen seines Studiums halten. Er bereitet sich akribisch vor. Am Tag der Präsentation hat er Angst, dass er sich blamieren könnte.
"Was ist, wenn ich ins Stottern komme, den roten Fäden verliere?" fragt er sich. "Ich werde mich bis auf die Knochen blamieren, alle werden mich auslachen!" - solche Gedanken gehen ihm während der Präsentation durch den Kopf. Er hat dann tatsächlich ein "Blackout".
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Diana ist auf eine Geburtstagsparty eingeladen. "Was ist, wenn mir nix einfällt, was soll ich sagen?" überlegt sie sich. "Ich kann keinen Smalltalk beginnen". Ihr Körper ist derart angespannt, als ginge es um "Leben oder Tod". Sie trinkt zwei Amaretto, bevor sie auf den Geburtstag geht, um ihre Angst zu lindern.
Eddy hat Angst vor einem Beurteilungsgespräch mit seinem Vorgesetzten. "Bestimmt werde ich ermahnt, ich mache soviel falsch". Er wundert sich, dass das Gespräch einen anderen Ausgang nimmt. Sein Abteilungsleiter lobt Ihn und plant eine Beförderung. Eddy ist selber sein strengster Kritiker. Sein Selbstwertgefühl ist niedrig.
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Fabienne hat sich in Anton verliebt. Sie traut sich nicht mit ihm zu flirten. Sie hält sich für eine langweilige und unattraktive Frau, die bei Anton keine Chance hat. Sie denkt, dass sie ein "Mauerblümchen" ist. Sie hofft, dass Anton den ersten Schritt macht. Eigentlich ist ihr ganzes Leben ein Vermeidungsmanöver.
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Gregor geht nicht ans Telefon, wenn er es irgendwie vermeiden kann. Es macht ihm Angst, spontan Rede und Antwort zu stehen. Außerdem findet er seine Stimme seltsam. Eigentlich weiß er, dass seine Ängste übertrieben sind, aber er kann nichts dagegen tun. In Gegenwart anderer Menschen zu telefonieren überfordert ihn total.
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Heike hat Angst zum Bäcker zu gehen. Dort gibt es zwar das bessere Vollkornbrot, aber von den Verkäuferinnen beäugt zu werden, im Mittelpunkt zu stehen, löst starke Angst aus. Sie geht in den Discounter, obwohl ihr das Brot aus dem Backautomat dort nicht schmeckt.
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Ibrahim arbeitet in der IT-Branche. Er ist ein anerkannter Mitarbeiter und verfügt über ein großes Wissen. In der Teambesprechung traut er sich nicht sich zu melden, obwohl er eine Lösung für das angesprochene Problem hat. Er hat Angst, dass seine Kollegen ihn für arrogant und besserwisserisch halten könnten.
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Jasmin hat noch kein Gespräch mit ihren Nachbarn im 8-Parteien Haus geführt, obwohl sie seit 6 Jahren dort wohnt. Sie hat nichts gegen ihre Nachbarn. Damit sie Ihnen nicht begegnet, geht sie nur aus der Wohnung, wenn niemand im Treppenhaus ist, wenn "die Luft rein ist". Sie vermeidet die Situationen, die sie eigentlich herbei sehnt. Besonders den jungen Mann, dem sie trotz ihrer Vermeidungsstrategien letzte Woche über den Weg gelaufen ist und dessen dessen Lächeln sie mag, möchte sie gerne ansprechen - aber sie traut sich nicht.
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Karsten hat ein Vorstellungsgespräch. Seine Hände Zittern vor Angst, derartig aufgeregt ist er. Er hat Angst, dass der Personalchef das merken könnte und ihn deshalb für unfähig halten könnte. Während des Gesprächs krallt er seine Finger in die Lehne des Stuhls mit einer derartigen Anspannung, dass man seine Fingerknöchel knacken hört.
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Laura lernt Gitarre spielen. Zu Hause übt sie fleißig. Vor ihrem Lehrer kann sie nicht die Leistung bringen wie zu Hause, sie verpatzt die Akkorde.
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Moritz würde gerne Ski fahren. Es ist sein Traum durch den Pulverschnee zu gleiten. Aber er hat Angst sich für den Anfängerkurs anzumelden. Er stellt sich vor, wie er er sich auf der Piste überschlägt und alle ihn auslachen.
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Nelly hat Angst, sich in der Schule zu melden. Auch wenn sie Antwort zu 100 % weiß. Sie befürchtet, als Streberin zu gelten und noch mehr zur Außenseiterin zu werden. In den Pausen ist sie oft alleine auf dem Schulhof. Manchmal ist sie mit Esma zusammen, die auch eine Einzelgängerin ist.
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Octavio hat ein paar Kilo mehr als Normalgewichtige. Seine Klassenkameraden hänseln ihn deswegen, verspotten ihn. Aus Frust über sein Mobbing hat er umso mehr gegessen, weil er nicht gelernt hat, anders mit seinen Gefühlen umzugehen. Er hat inzwischen jedesmal Angst, wenn er im Mittelpunkt steht, seine Ängste haben sich ausgeweitet. Er zieht sich zurück aus der Klassengemeinschaft. Die Angst, von anderen verletzt zu werden, ist zu groß.
Petra hat Probleme beim Einkaufen. Sie traut sich nicht, einen Artikel zu holen, wenn ein anderer Kunde vor dem Regal steht, wo ihr Deo ist. Lieber läuft sie mehrfach durch das Geschäft, bevor sie jemand bitten würde, kurz zur Seite zu treten, damit sie ans Regal gehen kann.
Quentin sieht einen Arbeitskollegen in der Fußgängerzone. Er weiß nicht, wie er er reagieren soll. Er verhält sich so, als habe er den Kollegen nicht gesehen.
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Ricarda fühlt sich einsam. Sie hat keine Freunde. Auch Menschen anzuschauen, bereitet ihr Probleme. Manchmal erscheint ihr das ganze Leben sinnlos, sie fühlt sich gequält durch ihr allein sein.
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Sven denkt, dass er sich nicht so gut wie die anderen ausdrücken kann. Er traut sich nicht den Mund aufzumachen und seine Meinung zu sagen. Er schämt sich, dass er nicht studiert hat nach dem Abi. Er vergleicht sich mit seinem Bruder in diesem Punkt und fühlt sich als Versager. Er befürchtet, die anderen Familienmitglieder würden ihn für dumm halten.
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Tabea traut sich nicht, in einen Kleiderladen zu gehen. Sie müsste dort zum Verkäufer Kontakt aufnehmen. Statt dessen bestellt sie die Klamotten im Internet.
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Uwe ist seit 15 Jahren verheiratet. Wenn seine Frau, die eher extrovertiert ist, bei Freunden eingeladen ist, weigert er sich mitzugehen. "Welche Ausrede könnte mir heute einfallen ?", überlegt er sich. Seine Frau ist sichtlich genervt. Uwe befürchtet, dass die Freunde seiner Frau schlecht über ihn denken.
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Vicky geht in eine Buchhandlung und findet ein Buch für Schüchterne. Sie traut sich nicht, das Buch zu kaufen, obwohl sie Interesse hat. Der Verkäufer könnte sie dann für schüchtern halten. Dafür würde sie sich total schämen und rot im Gesicht anlaufen.
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William hat Angst beobachtet zu werden, sobald er das Haus verlässt. Andere Menschen könnten ihn als Sonderling und Einzelgänger betrachten, wenn er unterwegs ist. Das bereitet ihm derartige Angst, dass er sich immer weiter zurückzieht. Am Ehesten verlässt er sonntags um 6 Uhr das Haus, wenn die Straßen menschenleer sind. Er fühlt sich von den Blicken anderer regelrecht verfolgt.
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Xaver meidet Pausen am Arbeitsplatz. Was sollte er in der Frühstückspause montags erzählen? Am Wochenende hat er nichts unternommen, Freunde hat er keine und auch keine Beziehung. Die Arbeitskollegen würden sicher schlecht über ihn denken, etwa, was für ein menschenscheuer Kauz er wohl ist.
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Yvonne spürt ihre Einsamkeit an Sylvester besonders stark. Um sie herum wird gefeiert, während sie alleine zu Hause sitzt. Sie spürt, dass irgend etwas nicht stimmt und hat lebensmüde Gedanken; sie ist regelrecht depressiv. Als Nachbarn bei ihr an der Tür klopfen, um mit ihr spontan den Beginn des neuen Jahres zu feiern, traut sie sie nicht, die Wohnungstür zu öffnen.
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Zacharias würde gerne im Verein Fußball spielen. Aber er hat Angst zu versagen, sich zu blamieren, sich ungeschickt an zu stellen. Obwohl er Talent hat, bleibt er zu Hause. Einmal hat er nicht aufgepasst beim Fußballspiel im Sportunterricht in der Schule und eine sicher geglaubte Torchance vergeben. Diese Situation und sein Schamgefühl gegenüber den Anderen gehen ihm immer wieder durch den Kopf. *
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* Mit freundlicher Genehmigung von www.sozialphobie-bruchsal.de